Reisebericht: Namibia Fotoreise 2021

Dirk Steuerwald 03.02.2022

Im November letzten Jahres konnten wir endlich unsere Namibia Premieren-Fotoreise durchführen. Was unsere Reisegruppe auf dieser ereignisreichen XXL-Tour alles erlebt und fotografiert hat, könnt ihr in diesem Artikel nachlesen. Geschrieben wurde er von unserem Fotoguide Dirk Steuerwald, der auch die Bilder beigesteuert hat.

Es geht los – endlich!

Wie hatten wir diesen Tag herbeigesehnt, an dem endlich alle Zoom-Teilnehmer im Flugzeug sitzen. An dem uns keine neue Corona-Regel mehr einen Strich durch die Rechnung machen konnte. An dem das Abenteuer Namibia-Fotoreise endlich abheben würde. Dieser Tag war heute. Ein typischer grauer Novemberabend in Frankfurt. Die Maschine stoppt am Beginn der Startbahn, lässt die Turbinen hochlaufen und startet zu einer Traumreise, auf die wir so lange gewartet hatten...

Ihr kennt sicher die Weisheit, dass auch die längste Reise mit einem ersten Schritt beginnt. Den ersten Schritt für diese Reise hatten Martin und ich schon über zwei Jahre vor diesem Tag gemacht. Dann wurde sie vier Mal verschoben – ihr alle wisst, warum.

Ganz ehrlich waren wir in schwachen Momente unsicher geworden, wann, wie und ob dieser Plan überhaupt noch aufgehen würde. Momente, die in den letzten zwei Jahre wahrscheinlich jeder irgendwann hatte.

Ich weiss nicht wie es euch geht, aber ich suche in diesen Zeiten aktiv nach Geschichten, die Mut machen, Hoffnung stiften und inspirieren. Die zeigen, dass es sich lohnt, an einem lang gehegten Plan festzuhalten, und alles daran zu setzen, ihn in die Tat umzusetzen. Ich denke, das hier ist so eine Geschichte... .

Ankunft in einer anderen Welt

Auf diesen sonnigen Tag in Namibias Frühsommer haben neben Martin, den Teilnehmern und mir auch Nick und Hennie sehnlich gewartet. Sie sind unsere lokalen Guides. Vier Mal schon war vor Ort alles bereitgestanden – die beiden Guides, die Unterkünfte und George... Mit Nick zusammen erwartet er uns am Flughafen und wird bestaunt: gutaussehend, kräftig gebaut, angenehm voluminös, gutmütig im Auftreten und zu jedem Abenteuer bereit; ein vollblutiges Expeditions-Fahrzeug. Eine rollende Oase im Wüstenstaat Namibia, wie sich bald herausstellen wird.

Wir haben eine durchflogene Nacht in den Knochen, es ist 10 Uhr morgens und Nick tut, was sich insgeheim alle wünschen: Kaffee kochen. Er stoppt George unter einem Baum. Und dann beginnt, was jetzt noch jeder Teilnehmer für sich beobachtet, was aber schon bald zum gemeinschaftlichen Gruppen-Ritual werden wird: Markise raus, Tische aufstellen, Tischdecke ausbreiten, Blechtassen bereitstellen, Kaffeepulver in die French Press, Wasser aufgießen und dann – gemeinsam genießen. Dazu die ersten Vögel vor der Linse und zirpende Grillen im Ohr. Wir sind angekommen – in einer komplett anderen Welt als dem novembergrauen Deutschland...

Erste Dünen und Tiere in der Kalahari

Es wird nicht mehr lange dauern, bis wir eine ganz andere Seite von George kennen lernen: Nick hat uns in die Kalahari gebracht. Jenen Teil Namibias, der von parallel verlaufenden Dünenzügen mit reichlich Vegetation geprägt wird. Zwischen den langen Dünen verlaufen kleine Täler, sogenannte Streets. Unsere ersten Dünen in Namibia! Und George quert mit seinem Allradantrieb Düne um Düne mit erstaunlicher Leichtigkeit.

Bald zeigen sich die ersten Tiere: Springböcke, Gnus und dann – die ersten Giraffen. Neugierig streckt eine den Kopf über die Düne. Nichts anderes ist von ihr zu sehen. Dann werden es immer mehr. In immer besserem Licht. Zu ihnen gesellen sich Oryxantilopen, die Wappentiere Namibias. Wunderschöne, elegante Tiere mit geraden Hörnern und filigraner Fellzeichnung. Als sich eine kleine Herde auf einem Dünenkamm gegen den Nachmittagshimmel absetzt, erklingt wie auf Knopfdruck das erste Auslöser-Konzert. Wir werden es noch oft spielen ...

Nach einem grossartigen Abendessen in der Kalahari Game Lodge geniesst ein Teil der Gruppe ihre eigenen kleinen Hüttchen, während sich der Rest dem grandiosen Sternenhimmel widmet. Noch tagsüber haben wir einen Baum als Vordergrund auskundschaftet, über dem wir die Sterne kreisen lassen: Um den Fixstern des Südens, Sigma Octantis, zeichnen sie Kreissegmente auf die Sensoren. Erst kurz vor Mitternacht haben wir genug von den Magellanschen Wolken, dem Kreuz des Südens und dem fahlen Mondlicht auf unserem Vordergrund.

Trotzdem starten wir am nächsten Morgen noch in völliger Dunkelheit. Nick sucht uns den Weg durch die Dünen. Auf einer von ihnen bereitet er uns eines seiner grossartigen Busch-Frühstücke. Doch noch stehen die Kaffeetassen unbenutzt auf dem Tisch. Überall klackern die Auslöser, kriechen Fotograf*innen durch den Sand, auf der Suche nach der besten Perspektive, den spannendsten Mustern im Sand, den interessantesten Pflanzenteilen. Erst als die Sonne weit über dem Horizont steht, wird es gesellig um die Camping-Tische. Bei dampfendem Kaffee werden die besten Standorte ausgetauscht, Bilder gezeigt und fachgesimpelt. Die Gruppe beginnt sich zu formen, um die gemeinsame Leidenschaft des Fotografierens.

Wir lassen uns viel Zeit auf dem Weg zurück zur Lodge, geniessen ein zweites Frühstück und leeren die Speicherkarten. Denn am Nachmittag haben wir ein Rendezvous mit Kalahari-Löwen. In einem riesigen abgetrennten Gebiet der Lodge leben mehrere Rudel. Durch einen Peilsender und regelmäßige Besuche gelingt es den Rangern meist, die Tiere zu finden. Wir haben gleich an zwei Stellen Glück. So nah kommen wir an die Tiere heran, dass ihre Köpfe bei 500 mm Brennweite das Format füllen. Die Löwen räkeln sich im Sand, öffnen die Augen weit, wenn sie Bewegungen im offenen Safari-Fahrzeug bemerken und zeigen die Zähne, wenn sie herzhaft gähnen.

Dinner unter Sternen

Ein Teil der Gruppe wird diesen Tag-Nacht-Rhythmus über die gesamten drei Wochen beibehalten: Vor Sonnenaufgang raus in die Natur und erst weit nach Sonnenuntergang ins Bett. Einen weiteren Tag lang durchstreifen wir die Kalahari. Um die Auob Country Lodge sind die Streets breiter geworden und der Bewuchs ist lichter. Es ist eine grossartige, weite Landschaft, durch die wir im Lodge-eigenen Safari-Jeep fahren. Unser Fahrer ist ganz aus dem Häuschen: «Today I have professionals with me – so many big cameras!». Das Staunen wird noch größer, als wir vor einem wunderschönen Kameldornbaum erst niederknien und dann über den Boden robben. Eine Komposition aus trockenem, im Gegenlicht glänzenden Steppengras mit Sonnenstern im freistehenden Baum. In Momenten wie diesen verbindet die Gruppe eine fast kindliche Freude an der Motivsuche.

So eine motivierte Gruppe habe er ja noch nie gehabt, meint unser Fahrer, als er nach fast einer halben Stunde zur Weiterfahrt drängt. Denn es wartet noch ein weiteres Highlight auf uns: Die Lodge hat ein Dinner in den Dünen unter Sternenhimmel organisiert. Mit Lagerfeuer, Kerzen auf den Tischen und einem reichhaltigen Buffet. Wieder einmal spricht es jemand aus: wie gut es doch tut, nach all den Pandemie-Einschränkungen daheim jetzt und hier in einer anderen Welt zu sein und die Natur und das Reisen in vollen Zügen zu genießen.

Ein Wald voller Ikonen

Am nächsten Tag bringen uns Nick und Hennie durch schier endlose Landschaften zu den ikonischen Köcherbäumen bei Keetmanshoop. Nur hier finden sich ganze Wälder von ihnen und wir haben einen ganz besonderen ausgesucht: Auf einer Kuppe gelegen eröffnet sich hinter den Bäumen der Blick über die Ebene bis zu weit entfernten Tafelbergen. Wir sind rechtzeitig vor Sonnenuntergang da, jeder sucht sich seine Lieblingsbäume aus und einige richten Zeitraffer ein. Nick und Hennie bereiten währenddessen ein Busch-Picknick bei George vor. Erst als es dunkel geworden ist, trudelt die Gruppe nach und nach aus allen Ecken ein und stärkt sich unter der mit einer Lichterkette geschmückten Markise. Dann geht es zurück zu den Bäumen, zu einem vorher sorgfältig ausgewählten Platz, an dem wir die Sterne über den Köcherbäumen kreisen lassen. Wieder ist es kurz vor Mitternacht, bevor wir eine Mütze Schlaf tanken, um kurz nach fünf wieder bei den Bäumen zu sein. Inzwischen kennt sich jeder aus und steuert «seine» Motive gezielt an. Hennie, der selbst Fotograf ist, empfiehlt uns immer wieder, doch auch auf die Texturen, auf die kleinen Tiere und all die Dinge zu achten, die einem erst auf den zweiten Blick auffallen, Namibia aber ausmachen. Hier an den Bäumen bieten sich die Rindenstruktur der Köcherbäume an, die Textur des Stammgewebes umgefallener Bäume, oder eine Exe, die es sich auf einem Kugelstein bequem gemacht hat und dem Stand der Sonne folgt.

Namib-Naukluft-Nationalpark 

Weiter geht es durch Landschaften, deren Ausmasse kaum zu begreifen sind. Das gleiche gilt für den Nationalpark, der unser Tagesziel ist: Der Namib-Naukluft-Park ist einer der größten Nationalparks weltweit. Wir betreten ihn von Süden her, wo das Sandmeer der ältesten Wüste der Welt, der Namib, auf das Naukluft-Gebirge trifft. Es ist eine intensive und strukturreiche Landschaft mit einer Vielfältigkeit, die Fotografenherzen höherschlagen lässt. Die kleine Farm in grosser Landschaft, auf der wir heute zu Gast sind hat nur Platz für unsere Gruppe. Das Abendessen wird im fast familiären Rahmen vor unseren Augen frisch zubereitet. Das Fleisch ist auf den Punkt gegart. Die Stimmung gelöst. Seit fast einer Woche sind wir jetzt schon unterwegs und die Gruppe hat sich super geformt. Das Leeren der Speicherkarten und das Vorbereiten der Ausrüstung für den nächsten Sonnenaufgang ist längst zur Routine geworden. Weit vor den ersten Sonnenstrahlen sind wir auf den Dünen. Bei tiefstehender Sonnen sind die Strukturen im Sand am reichhaltigsten. Der Kontrast zwischen dem rötlichen Sandmeer und den dunklen Naukluft-Bergen bietet tolle Motive. Irgendwann findet jemand von uns einen Grashüpfer im ausgetrockneten Steppengras. Wieder dauert es nicht lange, bis ein Großteil der Gruppe am Boden liegt und dieses Mal mit den Makro-Linsen hantiert. Leidenschaften gemeinsam zu pflegen verbindet einfach...

Wolwedans-Wüsten-Wunderland

Der Abschied von der Greenfire Desert Lodge fällt vielen schwer. Aber jeder Hauch von Wehmut ist verschwunden, als wir die Zelte auf Wolwedans bezogen haben. Was für ein Blick. Was für eine Landschaft. Was für eine Unterkunft. Purer afrikanischer Luxus. Wir haben das Tented Camp exklusiv für unsere Gruppe gemietet. In den nächsten zwei Tagen zeigen uns zwei großartige Guides in Land Rovern eine der faszinierendsten und unberührtesten Wüstenlandschaften, die Namibia zu bieten hat. Es ist schwer, diese Landschaft mit ihren hohen, sternförmigen Dünen, weit gezogenen Tälern und dahinter hoch aufragenden Bergen in Worte zu fassen. Aber dafür sind wir ja glücklicherweise Fotografen . Die vielen landschaftlichen Ebenen mit strukturreichen Vordergründen aus dem allgegenwärtigen goldenen Gras und Sandstrukturen sind ein Traum für das Komponieren von Landschaftsfotos. Ganz sicher ist diese Wolwedans-Wunder-Landschaft einer der Höhepunkte dieser Reise.

Sossus- und Deadvlei

Dicht gefolgt von den folgenden zwei Tagen um die berühmten Landschaften um Sossus- und Deadvlei, über die sich die Gruppe bei einer spektakulären Ballonfahrt zu Sonnenaufgang einen Überblick verschafft. Glücklicherweise ist dieser Morgen wolkenlos und windstill. Dabei hoffen wir eigentlich auf das genaue Gegenteil. November haben wir gewählt, weil wir jetzt zu Beginn der Regenzeit auf Wolken, Gewitter und spannende Lichtstimmungen hoffen. Und tatsächlich, am nächsten Tag haben wir dieses ganz ungewöhnliche Glück mit Wolken über den Dünen und ein paar Tropfen Regen auf dem knochentrockenen Lehmboden des Deadvleis. Ein sehr seltenes Erlebnis und dadurch entfaltet sich eine ganz besondere Stimmung über der Lehmpfanne mit ihren abgestorbenen, 800-jährigen Kameldornbäumen.

Die Wüste lebt

Über den südlichen Wendekreis geht es weiter nach Norden und gleichzeitig an die Küste. Je näher wir dem Atlantik kommen, desto weiter fällt das Thermometer. Eine willkommene Abwechslung nach den heissen Tagen im Zentrum der Namib. Hier bei Swakopmund, wo die Wellen des kalten Südatlantik auf das Sandmeer der Namib treffen, verstehen wir auf einer Wüstentour, wie es zur Bildung der Namib-Küstenwüste kam und was sie so aussergewöhnlich macht. Und wir lernen ihre Bewohner kennen – Chamäleons, Namib Sidewinder Schlangen und Sandfische, die unser Guide mit den Händen aus dem roten Sand ausgräbt. Ganz andere tierische Begegnungen haben wir nachmittags, als uns Hennie einen Geheimtipp zeigt: riesige Flamingopopulationen, die wir vor und über den Sanddünen fotografieren können. Das Auslöser-Konzert spielen wir hier mehrere Stunden lang und füllen die Speicherkarten dann vollends am Strand mit Flamingos vor der untergehenden Sonne.

«You guys love your dunes», wird Hennie später sagen. Selten hätte er eine Gruppe gesehen, die Dünen so ausgiebig und fasziniert fotografiert habt. Doch jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem wir die Dünen hinter uns lassen.

Matterhorn Namibias

Der nächste Höhepunkt der Reise erwartet uns am sogenannten Matterhorn Namibias, der wunderschönen Spitzkoppe. Der Berg an sich wäre schon fotogen genug, aber der Felsbogen, mit dem wir die roten Granitberge einrahmen können, setzt dem Sujet die Krone auf. Auch hier setzen wir einen Abend und Morgen alle Ausrüstung ein, die George für uns durch Namibia trägt.

Geographischer Höhepunkt

Den geographischen Höhepunkt aber erreichen wir erst am Brandbergmassiv, das den höchsten Berg Namibias enthält, den Königstein. Wir dürfen den kurzen Zeitpunkt früh morgens festhalten, an dem das Massiv in einem spektakulären Farbspiel tatsächlich zu brennen scheint. Doch das ist nicht der einzige Grund, warum wir hier sind. Wir möchten die sehr seltenen Wüstenelefanten in freier Wildbahn beobachten und vor die Linse bekommen. Mit viel Glück und Insiderinfos unseres Lodge-Guides können wir die Tiere tatsächlich im Bett des Ugab Trockenflusses finden und ein Stück auf ihrem Weg begleiten. Gänsehaut gibt es spätestens, als eine Herde fast lautlos keine 5 Meter vom Auto entfernt lautlos an uns vorbeiläuft.

Ein Nashorn zum Geburtstag

Dieses letzte Drittel unserer Reise widmen wir ganz den Tieren Namibias. Der zweite Grund, warum wir im November hier sind ist, dass die Tiere zum Ende der Trockenzeit im Etosha Nationalpark an die Wasserlöcher drängen. Tatsächlich bescheren sie damit einem Geburtstagskind aus der Gruppe einen ganz besonderen Tag. Das erste Geschenk macht ihm ein seltenes Spitzmaul-Nashorn, das zum Gratulieren sehr nah an George herankommt. Dann geht die Bescherung am berühmten Okaukuejo-Wasserloch weiter, mit einer grossen Elefanten-Familie, die im beginnenden Sonnenuntergang ihre Aufwartung macht. Abgang Elefanten, Auftritt Giraffen, die im Gegenlicht vor tiefstehender Sonne ihren Trink-Tanz aufführen. Den Hintergrund verschönert dabei eine Gruppe Zebras, die den trockenen Staubboden aufwirbelt, und im Gegenlicht leuchten lässt. Und als ob das noch nicht genug Bildelemente wären, gesellen sich zwei Spitzmaulnashörner zu den trinkenden Giraffen und ein riesiger Schwarm kleiner Webervögel vor orangeroten Himmel setzt der Szenerie die Geburtstagskerzen auf. Diese Fotografen-Geburtstagsfeier werden wir alle lang in Erinnerung behalten...

Die Sorgen der Welt – nicht mehr so weit weg

Bis zu diesem grandiosen Abend waren die Sorgen der Welt sehr weit weg für uns. Namibia hat uns mit seiner Vielfältigkeit und Schönheit komplett absorbiert. Wir sind auf einer Reise, die im Pandemie-Alltag der letzten eineinhalb Jahre fast schon unvorstellbar geworden war. Mit extrem niedrigen Infektionszahlen und einem Reisealltag unter freiem Himmel fühlt sich das Unterwegssein fast an wie «früher». Doch mit Blick auf die schier endlose Etosha-Pfanne platzt eine Nachricht in den Tourbus, die uns mit einem Schlag in die Pandemie-Realität Europas zurückholt. Eine Variante namens Omikron ist in Südafrika entdeckt worden und versetzt auch Deutschland in Aktionismus. Von einem Moment auf den anderen sind Organisator und Guides im Krisenmodus. Kurz überlegen wir, alles daran zu setzen jetzt nach Hause zu kommen, bevor die für Südafrika verhängten Reisebeschränkungen auf Namibia ausgeweitet werden. Die grösste Sorge gilt den Schweizern und Österreichern, für die unklar ist, ob Lufthansa sie nach Deutschland fliegen wird. Nach Telefonaten mit Botschaften, Airlines und Reiseagenturen entscheiden wir uns dafür, der Reise ein gebührendes Ende zu ermöglichen.

Und was soll ich sagen, die Gruppe hat es geschafft, die Sorgen hinten an zu stellen und auch die letzten Tage voll auszukosten. In einem Hide, also einer Art Bunker für Fotografen, in der wir vertieft stehend auf Bodenhöhe fotografieren können, dürfen wir Giraffen wenige Meter vor dem Sensor beim Trinken in bestem Licht fotografieren. Die Gruppe johlt wie glückliche Kinder, als der Lodge-Guide in Formel 1 Manier über unbefestigte Pisten jagt, nur um dem Tag mit Löwenbabys im letzten Tageslicht das i-Tüpfelchen aufzusetzen. Namibia verwöhnt uns bis zum letzten Tag in vollen Zügen. Während der ganzen Reise schätzten wir uns immer wieder glücklich, dass wir ein nahezu perfektes Zeitfenster für diese Reise gefunden hatten. Und wir sprachen darüber, wieviel Kraft uns diese Reise doch für die kommenden, wohl herausfordernden Monate geben würde.

Diese Monate sind jetzt, am Anfang des Jahres 2022. Sie sind herausfordernd. Und auch wenn die letzten Tage der Reise uns vor Augen geführt hatten, dass Reisen noch nicht unbeschwert möglich ist: Niemand möchte die Reise missen. Ganz im Gegenteil. Die Auslöser-Konzerte und die intensiven Erfahrungen haben die sonnigen Tage konserviert. “Auf Reisen gleichen wir einem Film, der belichtet wird. Entwickeln wird ihn die Erinnerung”, hat Max Frisch einmal gesagt. Das ist es doch, was intensive Fotoreisen wie diese ausmacht. Die großartigen Erinnerungen, von denen wir durch das Entwickeln des Films und der Bilder noch lange zehren werden...

Fotos © Dirk Steuerwald // Fotos Ballonfahrt © Peter Bihr

Mehr Fotos von Peter könnt ihr auf seiner Webseite sehen.

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