Nordlichter Tourbericht 2017

Martin Skjeldal 01.12.2017

Letzte Woche war ich mit einer Gruppe Fotoverrückter in Nordnorwegen auf der Insel Kvaløya auf Nordlichter Jagd. Die Reise war ein voller Erfolg, denn wir hatten mehrfach extrem starke Polarlichter über unseren Köpfen zu bewundern.

Die Region innerhalb des Polarkreises ist zu dieser Jahreszeit schon etwas gewöhnungsbedürftig, denn das Tageslicht macht sich ziemlich rar im November. Gut, dass wir unser Hauptaugenmerk auf die Nächte gelegt hatten, die durch diese Begebenheit besonders lang waren. Nachdem ich zunächst eine Woche auf den Lofoten verbracht hatte, war ich schon ganz gut an die Tageszeiten gewöhnt. Sonnenaufgang und Sonnenuntergang lagen hier etwa 5 bis 6 Stunden auseinander. Circa 200 Kilometer weiter nördlich waren es dann nur noch 2 1/2 bis 4 Stunden. Und die Zeiten mit Tageslicht nehmen zu dieser Jahreszeit auch rasant ab. Jeder neue Tag ist schon 15 Minuten kürzer als der vorige. Ab dem 30.11. geht die Sonne dann überhaupt nicht mehr auf. Und das für mehr als einen Monat. Ähnlich verhielt es sich mit den Temperaturen. Während das Klima auf den Lofoten für diese Breitengrade recht mild ist - selbst im Winter fällt hier die Temperatur durchschnittlich nur knapp unter null - fallen die Temperaturen in der Region Troms schon deutlich kälter aus. Das konnte man direkt bei Ankunft auch spüren. Gut, dass wir für unsere Ausflüge Schneeanzüge bekommen sollten und eine tolle Unterkunft hatten, in der man es sich richtig schön gemütlich machen konnte.

Zudem traf es sich auch ganz gut, dass wir während unseres Aufenthaltes super Wetter hatten. Das hat nicht nur zur guten Sichtbarkeit des Nordlichtes geführt, sondern auch die Tage besonders schön gemacht. Denn wo sonst auf der Welt kann man Lichtverhältnisse nutzen, die stundenlang tiefstehende Sonne garantieren. Das bedeutet man kann den ganzen Tag - oder was davon übrig ist - bei bestem Licht fotografieren. Keine harten Schatten, nur schönstes zartes Streiflicht. Kaum zu glauben wie lange das "Alpenglühen" anhält. Und wenn die Sonne dann untergegangen ist, kann man es sich erstmal am Kamin gemütlich machen, über Fotografie philosophieren und viel Kaffee trinken. Und das beste vom Tag steht einem dann ja noch bevor. Die Nordlichter Jagd! Dieses Jahr hatten wir dabei auch besonderes Glück! An drei von vier Tagen sehr starkes Nordlicht ohne Bewölkung, mitunter ein Feuerwerk in grün und sogar magenta. Wenn man bedenkt, dass unser "schlechter" Tag immer noch mit Nordlicht gesegnet war, nur im Vergleich etwas abfiel, dann war das schon nah am Maximum. Man wird mit dem Erfolg eben auch sehr schnell wählerisch. :)

Ein großes Lob gebührt an dieser Stelle wieder unseren Partnern vor Ort, Silvia und Vidar. Die jahrelange Erfahrung um die besten Fotospots und mögliche Wolkenlücken zahlt sich auf jeden Fall aus und da Vidar selbst Fotograf ist, weiß er genau was wir wollen und dass wir natürlich auch sehr anspruchsvoll sind. :) Durch die Abendessen im Haus der beiden gewinnt die Reise auch ein schönes Stück Authentizität und persönliches Flair. Kabeljau und Rentier standen dieses Jahr auf der Speiseliste, was der Köchin viel Lob einbrachte. Die gemeinsame Unterbringung in einem sehr schönen norwegischen Haus am Fjord hat uns außerdem ein tolles Gemeinschaftsgefühl beschert. Die Teilnehmer haben sich blendend verstanden und super harmoniert. Das gemeinsame Kochen und die Mahlzeiten am großen Küchentisch haben das zusätzlich gefördert. An dieser Stelle nochmal herzlichen Dank an alle Teilnehmer für die positive Grundstimmung und das offene Miteinander! ;)

Eine große Portion Entdeckergeist war außerdem während des gesamten Aufenthaltes spürbar. Alle Teilnehmer sind überall schnell ausgeschwärmt auf der Suche nach den besten Motiven. Das konnte man sowohl tagsüber, als auch nachts gut beobachten. Es war eben ein echte "Nordlichter-Jagd"! :) Bemerkenswert finde ich immer wieder auf´s neue wie verschieden jeder Teilnehmer seine Umwelt wahrnimmt und fotografisch festhält. Bei den Bildbesprechungen war die Bandbreite an Motiven entsprechend groß. Von Gesteinsmakros über Treibgut und Schiffswracks bis hin zu Rentieren waren alle erdenklichen Motive dabei, mit denen man nicht unbedingt rechnen konnte. Natürlich hat auch jeder seine Aurora Fotos machen können und die Landschaften in der Region sind auch traumhaft schön. Ich denke die Attraktivität dieser Ecke Norwegens wird ganz schön unterschätzt. Der direkte Vergleich zu den Lofoten hat mir gezeigt, dass die Insel Kvaløya sich definitiv nicht verstecken muss. Durch Vidars Kenntnis hatten wir die großartigen Fotospots dann auch häufig ganz für uns alleine.

Insgesamt kann man also sagen die Region Troms hat mal wieder gehalten, was sie verspricht. Eine hohe bis sehr hohe Wahrscheinlichkeit das Himmelsphänomen Aurora Borealis zu erleben und zu fotografieren. Und das vor spektakulärer Kulisse mit Bergen, Fjorden, Eis und Schnee. Einziger Wermutstropfen war der geplante Segeltörn. Die Buckelwale, die jahrelang in diesen Fjorden auf Nahrungssuche gegangen waren, sind dieses Jahr weiter nördlich auf Heringsjagd. Nachdem wir uns entschlossen hatten, den Schiffsausflug trotzdem zu machen, ist am letzten Tag noch ein Sturm aufgezogen, sodass dieser Programmpunkt leider ausfallen musste. Am Ende ist das Wetter in diesen Breitengraden eben doch unberechenbar. Statt zu segeln, haben wir dann einen weiteren Tagesausflug organisiert, um noch ein paar neue Ecken von Troms zu erkunden. Erstaunlich war an diesem Tag auch zu beobachten wie man an einer Stelle fast weggeweht wurde und es andernorts völlig windstill war. Und außerdem: wann kommt man schon einmal auf eine Skisprungschanze. :)

Aufgrund dieser schönen Erlebnisse freue ich mich auf jeden Fall schon sehr im nächsten Jahr zurückzukehren und diese Gegend mit einer anderen Gruppe noch einmal neu zu entdecken. Der Termin für die nächste Nordlichter Tour steht auch schon fest. Aufgrund des Mondkalenders werden wir nächstes Jahr ein paar Tage früher starten. Dadurch sind nicht nur die Tage etwas länger, sondern auch das Mondlicht weniger präsent, als zu dem späteren Zeitpunkt. Schließlich gilt es das Nordlicht in seiner ganzen Intensität zu bewundern und abzulichten. Dieses Jahr ist uns das auf jeden Fall gelungen. :)

 

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